Juan de Fuca Trail, Regenwald-Durchquerung der besonderen Art

Golden Bay Campground, Port Renfrew, V.I. am 20. und 24. September 2016
Juan de Fuca Trail von der Sondrio zur Cheena Beach, vom 21. bis 23. September 2016

Ich schlief bis um halb 9. Ein gutes Frühstück und eingefangene Morgeneindrücke machten Laune auf einen schönen Tag.

imageAls ich am Strand, auf einem angeschwemmten Baumstamm die Wärme genoß, kam Thomas mit der kleinen Mathilda herüber. Die Kleine hatte schon ein strahlendes Lächeln aufgesetzt. Sie war überhaupt ein sonniges Kind, was sie in den folgenden Tagen noch unter Beweis stellen sollte. Nachdem die 4 gefrühstückt hatten, machten sich Thomas und ich an die Inspektion der Kupplung. Thomas überprüfte nochmals auf Undichtigkeit; doch alles schien okay. Er entlüftete dann das Hydrauliksystem nochmals und nach der Probefahrt ging das Schalten schon merklich besser. Meine Bedenken waren nicht vollständig ausgeräumt, obwohl Thomas das Kratzen als unbedeutend einstufte. Thomas, Ruth und Constanze wollten die nächsten 3 Tage auf den Juan de Fuca Trail und luden mich ein mitzukommen. Eigentlich wollte ich zurück nach Duncan zu Nissan, aber da es nach wie vor kein Telefonnetz gab, sagte ich zu. Den weiteren Tag nutzte ich zum Aufräumen und Block schreiben. Am Nachmittag fingen Ruth und Constanze an, ihre Rücksäcke zu packen. Ich war mir noch nicht sicher und wartete ab. Ich hatte aber schon zugesagt, sie die 23 km zum Ausgangspunkt, der Sondrio-Beach zu fahren. Thomas hakte dann nochmal nach. Ich hatte kein Zelt und keine Isomatte für die Übernachtungen. Keine Chance – 2 Zelte waren vorhanden und eine Isomatte hatten sie übrig. Ich gab mir den entscheidenden Ruck und holte meinen Rucksack hervor, um zu packen. Den Abend verbrachten wir am Lagerfeuer und erzählten aus unserem Leben.

imageimageThomas und Ruth hatten 10 Jahre in Malawi gelebt; vor 16 Monaten war dann Mathilda zur Welt gekommen. Irgendwie hatten sie genug von Afrika. Das ewige Abschließen, Sichern des Eigentums, nervte doch sehr. Thomas hatte als Optiker bei einem Deutschen in Malawi und Südafrika gearbeitet und folgte nun dem Ruf des Vaters nach Dippoldiswalde. Constanze, die Schwester, war froh um die Entlastung, da sie im Moment die Verantwortung für das Optikfachgeschäft mit ihren Eltern teilte und diese schon im Rentenalter waren. Wir saßen noch lange, bevor wir schlafen gingen. Am nächsten Morgen brachte Thomas sein gelbes, rauchendes Ungetüm auf den Betriebshof der gegenüberliegenden Forstwirtschaft.imageDie beiden Frauen mit Mathilda und den Rucksäcken nahmen im Gritli Platz. Thomas stieg dann zu und so ging es über die Straße zurück, über die ich 2 Tage vorher hergekommen war. Die Zufahrt zum Parkplatz über der Sondrio-Beach war übersät mit badwannengroßen Schlaglöchern. Ich wartete auf ein Protestklopfen. Es blieb aus, und so holperten wir schließlich auf den Parkplatz. Die Damen waren doch etwas derangiert, aber die Mienen heiterten sich bald wieder auf . Unterwegs zum Strand kamen mir Bedenken, ob die Beifahrertür abgeschlossen war. Um sicher zu gehen, lief ich nochmals zurück und tatsächlich war die Tür offen.

imageimageimageimageimageimageimageAls ich am Beach ankam, machten wir uns auch gleich abmarschbereit. Thomas nahm Mathilda im Tragegestell auf den Rücken und hängte sich eine Tasche mit den 2 Zelten darunter; also reichlich Gepäck für einen Wanderer. Aber Thomas hatte Bärenkräfte und eine entsprechende Kondition. Wir hatten alle große Rucksäcke mit der persönlichen Ausrüstung und die Verpflegung war über uns 3 verteilt. Nach kurzem Anlauf zog Thomas, ein ehemaliger Gewichtheber, los. Nach 10 Minuten war aus unserem Blickfeld verschwunden. Dieser Startablauf sollte die weiteren Tage der gleiche bleiben. Ich kam schwer in Tritt und die beiden Frauen waren gut in Form. Aber nach einiger Zeit ging es ganz gut. Ich mach es kurz. Es war sehr anstrengend und unterwegs hatte jeder mal sein Flash. Das Wetter wechselte von anfänglich schön zu regnerisch am 2. Tag, und am 3. gab es von beidem etwas. Das Ansteigen über Wurzeln, das Waten durch Schlammpassagen, das Steigen über fussballgroße Strandkiesel und die Abstiege benötigten die volle Konzentration. Aber die Ankunft am Abend, das lodernde Lagerfeuer, das einfache aber gute Essen ließen einem die Plagen des Tages vergessen.

image imageDas Wildlife beschränkte sich auf Vögel, ein paar Seehunde und eine Ratte, oder gar Größeres außerhalb des Zeltes. Aber wir sahen Buckelwale und diesmal sogar mit Flossenschlag. Vom Strand aus feuerten wir sie an mit AAAs und OOOs und hatten unsere Gaudi. An der Cheena Beach nach 3 Supertagen angekommen, hatten wir wohl alle genug von der Plackerei, auch Thomas. Das Erreichen des Parkplatzes und das Holen vom Gritli gab dann nochmal zu tun. Aber im Endeffekt waren das Peanuts. Zurück an der Golden Bay machten wir uns ein letztes, gemeinsames Abendessen. Später kam noch der sympathische Stefan aus Zürich dazu, der am nächsten Tag zurück in die Schweiz mußte. Anschließend war jeder froh wieder in einem rechten Bett zu schlafen.
Am nächsten Morgen, nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee, wurde die Ausrüstung verstaut und die Hygiene gepflegt. Gegen Mittag fuhren dann Thomas, Ruth, Mathilda und Constanze nach inniger Umarmung in Richtung Tofino. Ich wollte erst morgen nach Victoria und verarbeitete Erlebtes in der Golden Bay an der Juan de Fuca Strait.

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