Über die Golden Gate Bridge nach San Francisco, vom 23. bis zum 24. Oktober 2016

Am Morgen des Montag, des 23. Oktobers erwachte ich erst gegen halb acht. Nach dem Frühstück und dem Zusammenräumen verabschiedete ich mich von Axel und  Domenique. Von der White Beach wollte ich entlang der kalifornischen Küste zum Ziel San Francisco.

Ich plante einen Abstecher zum Point Reyes Lighthouse. Dies ist ein beliebter Ausflugsort auf der gleichnamigen, schmalen Halbinsel. Über Bodega, Freestone, Bloomfield und Tomales ging es zur Tomales Bay und weiter auf dem Highway 1 bis Inverness. Ich hielt neben der Straße, um ein Foto der wunderschönen, auf Pfählen errichten, Datcha eines Exilrussen zu machen.
Dort zweigt die Scenic Route, eine rauhe Teerstraße, zum Point Reyes ab. Je näher ich dem Kap kam, umso nebliger wurde es.
300 Meter vor dem Eingang des State Parks fand ich eine Parkbucht. Normalerweise hätte man hier Sicht auf die Sandstrände des Kaps – bei dem gegenwärtigen Nebel allerdings nicht. Beim Richten des Rucksacks erblickte ich direkt vor meinem Fenster eine kleine Gruppe Deers(Hirsche). Sie wurde angeführt von einem jungen Bock, der sich schwertat, sein Mädels beieinander zu halten.
Die Fotos sind von bescheidener Qualität, da der Nebel zwischenzeitlich in Fieselregen übergegangen war. Ich erwanderte das Kap und erreichte das Lighthouse über mehrere hundert Stufen.
Die alte Brennglas-Anlage war noch funktionstüchtig, allerdings nicht mehr im Betrieb. Ein Ranger erläuterte die komplizierte Spiegeltechnik. Dann folgte der Wiederaufstieg, der einige Schnaufpausen forderte.
Oben angekommen, besuchte ich noch die Fotoausstellung aus alten Tagen und machte mich dann wieder auf den Weg zurück zum Gritli. Auf der Springbockstraße erreichte ich Inverness und den Highway 1, welchem ich Richtung Bolinas folgte.
Nach Olema wand sich die Küstenstraße in schwindelerregende Höhen. Gut ausgebaute Parkbuchten ermöglichten einige Fotostopps.
Hier war ich anscheinend im Revier Sportwagen fahrender Yuppies unterwegs. Diese trauten sich waghalsige Überholmanöver zu und ich entschloss mich zur defensiven Fahrweise, um selbst heil anzukommen. In Stinson Beach hatte ich dann wieder Meeresniveau erreicht und bis Sausalito war es nicht mehr weit. Noch vor der Golden Gate Bridge folgte ich vor dem letzten Tunnel der Ausfahrt „Golden Gate Park Lookout“. Nach ein paar Fotos fuhr ich zurück und überquerte die Golden Gate Bridge.
Mit meinem Handy im Getränkehalter drehte ich ein Video der lange ersehnten Überfahrt. Im GPS hatte ich einen City nahen KOA-Campground gefunden und diesen als nächstes Ziel eingegeben. Beim Erreichen des Navigationsziel wurde klar, daß sich hier niemals ein Campingplatz befunden hatte. Schön war, daß mir das die Gelegenheit gab mit dem Gritli die steilen Straßen San Franciscos zu befahren. Bergauf(12%) war an jeder Querstraße ein Stoppschild und ohne funktionierende Handbremse wäre ein Anfahren nicht möglich gewesen. Plan B war nun der Campground in Pacifica. Diesen Tip hatte mir Kom, ein Franzose aus Paris, gegeben, welchen ich am Morgen nach dem Frühstück kennengelernt hatte. Über Daly City gelangte ich auf der Stadtautobahn dort hin. Es war schon 19:00 Uhr und die Rezeption nicht mehr besetzt. Davor befand sich jedoch eine Regalwand mit dem Hinweis, sich die Unterlagen aus einem nummerierten Fach zu nehmen und den Platz mit dieser Platznummer zu beziehen. Site 52 lag direkt an der Waterfront und es war empfindlich kühl – der Wind frischte auf. Die Platzsecuritesse schaute noch auf einen Smalltalk vorbei. Zum Abendessen gab’s den zweiten Teil des Ratatouille von gestern. Besonders beeindruckt hatte mich am heutigen Tag die Küste um Point Reyes und der gebirgige Coastdrive von Bolinas in Richtung San Francisco.


Am Dienstag Morgen erwachte ich um halb sieben und ging zum Duschen. Die freundliche Securitesse hatte mir gestern Abend noch den Zugangscode genannt. Der Sturm der Nacht hatte sich beruhigt und der Morgennebel enthüllte den blauen Himmel. Nach dem Frühstück um acht ging ich zur Rezeption, wo ich für 2 Nächte stolze 212 US-Dollar bezahlte. Um 20 nach elf ging der Bus nach Daly City, dort mußte ich den BART(S-Bahn) erreichen, der mich zur Fisherman’s Wharf brachte. Um 13:00 Uhr kam ich nach einer Stunde ohrenbetäubendem Spektakel in der Embarcadero/ Market Station an.
Ich orientierte mich an der Hafenkante und kehrte bei Starbucks am Old Harbour zum 2. Frühstück und Email Check ein. Ich ging an zahlreichen Piers des Alten Hafens entlang zum legendären Pier 39. Natürlich ist dieser ausgesprochen touristisch angelegt – aber er hat Charme!
Ich lief durch die ebenerdige Verkaufspassage zum Ende des Piers. Vor der Kulisse mit der Golden Gate Bridge, der Gefängnisinsel Alcatraz und der Oakland Bay Bridge sah ich ein riesiges Cosco-Containerschiff, begleitet von 2 Schleppern, einlaufen.

Ich fühlte mich um 40 Jahre zurückversetzt, als ich mit der MS Moselstein unter der Golden Bay Bridge hindurch in San Francisco angekommen war. Auf den Pontons vor dem schwimmenden Hotel „Forbes Island“ sonnten sich die Seelöwen.
Zurück lief ich dann auf den Stegen, welche sich eine Etage höher befanden. Hier waren gerade nochmals soviele Geschäfte und Restaurants angesiedelt, wie im Erdgeschoß. Dort wieder angekommen, machte ich einen Schwenk ins Hard Rock Café, um mich bei Chickenwings, Spareribs und Frenchfries beim Anschauen von Musikvideos zu langweilen.
Eigentlich wollte ich noch zur Cablecar, aber der einsetzende Regen machte mir einen Strich durch die Rechnung. Also lief ich zurück zur BART-Station und war nach 2 Stunden wieder zurück in Pacifica. Es war schon dunkel als es an der Türe klopfte.
Draußen stand Alex Griffith, 31 Jahre alt, Akrobat. Er hatte heute mit seiner Artistengruppe der Sardine-Family(mehr auf youtube) eine Vorstellung auf Pier 39 gegeben. S’Gritli und mein deutsches Kennzeichen hatten es ihm angetan. Ich bat ihn herein und es entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung. Er wohnte zur Zeit hier mit seinen Eltern auf dem RV-Park. Bestimmt 3 Stunden lang reden wir bei Bier, selbstgedrehten Zigaretten und Irish Coffee über sein Leben, seine Ideen, seine Träume und seine Erinnerungen an Ostdeutschland, wo er 4 Jahre wohnte. Die Entwicklung eines treibstofffreien Untertassenantriebes ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er verschwand und brachte mir sein Konstruktions-Skizzenbuch. Leider war ich der falsche Mann, um ihm da weiterzuhelfen. Das sah er ein, aber er bat mich seine Konstruktionskizzen in meinem Blog abzubilden und jeden einzuladen mit ihm darüber zu diskutieren.
Was ich hiermit gemacht habe. Bitte kontaktiert ihn über die Homepage der Sardine-Family. Aber er war auch interessiert an meinem Fahrzeug und meiner Reise: er machte mir einen interessanten Umbauvorschlag fürs Dach. Außerdem gab er mir manchen Travellertip für die Reise. Danach verabschiedeten wir uns mit dem Gefühl eine neue Freundschaft geschlossen zu haben. Eine halbe Stunde später klopft es wieder – es war Alex. Er könnte jetzt unmöglich schlafen gehen; er wollte mir unbedingt seinen Tunnel zeigen, wo er mit Freunden immer wieder mal eine Party feierte. Zuerst würden wir aber noch etwas trinken gehen. Wir gingen in eine Bar etwa 200 Meter vom Campingplatz entfernt. Aber hier fühlte er sich nicht wohl und so kauften wir uns im türkischen Grocery-Store nebenan ein Sixpack Becks. Er schickte mich alleine zurück zum Campingplatz – ich sollte am Gritli auf ihn warten. Eine halbe Stunde später kam er mit einer Wachsfackel, einem Stück Truthahnbraten und einem Weißbrot zurück. Nun kletterten wir auf der anderen Seite über den Zaun und rutschten das abschüssige Stück hinunter zum Strand. Kurz darauf standen wir vor der kreisrunden Öffnung einer, vom Berg kommenden Wasserröhre.
Der Tunnel hatte einen Durchmesser von gut 2 Metern. Da aber in der Mitte ein Rinnsal Floß, mußten wir an der schrägen Wand entlang laufen. Nach gefühlten 300 Metern waren wir in der „Halle“.

Die Halle war eigentlich ein Lichtschacht zur darüber führenden Straße. Hier konnten wir aufrecht stehen, hier entzündeten wir die Fackel und teilten den Braten und das Weißbrot – und hier begossen wir unsere Freundschaft. Etwa eine halbe Stunde blieben wir hier. Als wir zum Gritli zurück kamen, war es 2:30 Uhr morgens. Ich war platt und wollte nur noch ins Bett.
Dieser Tag war wahnsinnig ereignisreich und vollgestopft mit Eindrücken und einem hochenergieangetriebenen Alex Griffith!