Aeropuerto Santiago, Camping Rio Blanco, Camping El Sauce Los Andes, Parque Suizo Mendoza/ Argentinien

Dienstag 27.02.2018 Los Nogales Roan Jasé, Camping Rio Blanco

Um halb neun verabschieden wir uns von Leopoldo und Manuela, unseren Gastgebern auf dem Campingplatz Los Nogales de Roan Jasé. Sie haben uns herzlich empfangen und an den zwei Abenden mit guter Küche bewirtet. Rechtzeitig, zwei Stunden vor Abflug sind wir am Flughafen, aber an den Iberia-Schaltern ist schon Andrang. Wir lassen uns davon nicht beirren und gehen zum Restaurant im Parterre auf einen zweiten Café. Vor Andi‘s Check-In bleibt auch noch etwas Zeit für Einkäufe im Souvenirshop. Natürlich ist die Schlange länger geworden und Andrea ist bei den zuletzt abgefertigten Passagieren. Leider muss sie nun gleich durch die Sicherheitsschleuse – der Abschied steht an. Ich hätte sie gerne noch etwas hierbehalten. Das gemeinsame Reisen hat Spaß gemacht.
Ich nehme die Stadtumfahrung La Florida und dann die Chile 57, welche mich über Los Andes nach Argentinien bringen soll. Es ist schon später Nachmittag als ich nach einem Camping-Hinweisschild den Rio Arconcagua überquere.

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Der Camping Rio Blanco bietet Toiletten, Duschen und Strom. Auf den Pool verzichte ich, da dieser aus einem Gebirgsbach gespeist wird und ein entsprechend kühles Schwimmvergnügen bietet. Ich überprüfe auf der Karte unseren Standort und stelle fest, dass ich morgen für Lizzy’s Veterinärdokument 15 Kilometer nach Los Andes zurückmuss.

Mittwoch 28.02.2018 Camping y Restaurante El Sauce in Los Andes.

Nach dem Zusammenräumen mache ich mich mit Lizzy auf den Weg zum Veterinär, welcher im iOverlander empfohlen wird. Um fünf nach zwölf habe ich die Praxis erreicht. Die freundliche Veterinärin verschiebt für Lizzy die Mittagspause, wofür ich sehr dankbar bin. Was mich stört ist, dass Lizzy nochmals eine Frontline-Behandlung, welche wir erst vor sieben Tagen vorgenommen haben, erdulden muss. Dann wird das tierärztliche Attest ausgefüllt, welches auf neutralem Papier doch einen etwas provisorischen Eindruck macht. Meine Frage, ob eine Urkunde bei der Agrikulturbehörde nötig ist, wird mit „Nein“ beantwortet. Ich habe mit der gegenteiligen Antwort gerechnet, freue mich aber einen Weg gespart zu haben. Zu früh!

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Als ich nach eineinhalb Stunden den argentinischen Zoll erreicht habe und nach einer halben Stunde Wartezeit die freundliche Tierärztin der argentinischen Senasa genau dieses Dokument verlangt, fluche ich über meine eigene Gutgläubigkeit. Ich muss zurück zum chilenischen Zoll, wo mir die chilenische SAG zuerst mal das ganze Obst und Gemüse ausräumt. Die Dame hat nun meine verschweißten Würste und Aufschnitt, sowie das Fleisch im Visier. Alle diese Lebensmitttel habe ich in Chile eingekauft. Als ich dann reklamiere, pfeift sie ihr Vorgesetzter zurück. Erst dann erfahre ich, daß ich für das Gutachten nach Los Andes zurück muss. Es werden dazu zahlreiche Dokumente benötigt, wie zurückgestempeltes Migrationspapier für das Fahrzeug sowie ein Passierschein der PDI(das Gegenstück zum US-FBI) für mich. Es ist bereits dunkel als ich den Camping El Sauce erreiche. Anstatt zu kochen, gehe ich ins Restaurant, wo ich ein gutes Steak(termino medio) und ein dunkles Kunstmann-Bier genieße.

Donnerstag 01.03.2018 Camping y Restaurante El Sauce in Los Andes

Um halb neun bin ich auf dem Jumbo-Parkplatz. Hier in der Nachbarschaft soll sich die SAG-Behörde befinden. Nach einem Cappuccino in der Cafeteria treffe ich auf dem Weg zum Fahrzeug eine junge Frau, welche eine Fleece-Jacke mit dem Aufdruck „SAG“ trägt. Von ihr erfahre ich, daß das Büro nur hundert Meter entfernt ist. Dort angekommen, werde ich gleich an die Veterinärin weitergereicht. Sie trägt meine und Lizzy’s Daten handschriftlich in ein Formular ein. Meine Befürchtung wird bestätigt. Das Dokument kann ich erst morgen abholen. Nun habe ich den Rest des Tages zur freien Verfügung. An der Copec-Tankstelle wird S’Gritli einer Wäsche unterzogen und anschließend mit Diesel von Teerspritzern befreit. Vor ein paar Tagen hatten wir bei 30 Grad Wärme eine frisch asphaltierte Straße befahren. Wir haben uns beim Einsteigen schon zwei Jeans versaut. Anschließend geht’s zurück zum Camping El Sauce. Nach ein paar Stunden Lektüre in meinem EBook bereite ich das Abendessen. Früh gehen wir schlafen.

Freitag 02.03.2018 Parque Suizo in Mendoza/ Argentinien ??

Um halb zehn hole ich Lizzy’s Gesundheitsattest in der SAG-Geschäftstelle ab. Das geht ohne Wartezeiten ab und ich schlage gleich den Weg zum Paso Los Libertadores ein. Heute ist strahlender Sonnenschein. Das gleisende Licht zeichnet schattige Strukturen in die steilen Felswände.

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Auf einer Serpentinenstrecke noch vor dem Zoll genieße ich die Aussicht bei einem zweiten Café. Viele Lastwagen schleichen die hochprozentige Steigung hinauf – auch die talwärts fahrenden sind im Schritttempo unterwegs. Die Gefällstrecke vor dem argentinischen Zoll bietet einen Blick auf den Aconcagua – mit 6960 Metern ist er der höchste Gipfel des amerikanischen Doppelkontinentes.

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Gestern war dieser großteils von Nebel verdeckt; heute hat er nur ein weißes Wolkenkäppi. Die freundliche, argentinische Veterinärin erwartet Lizzy bereits und sorgt dafür, daß auch die weiteren Zollformalitäten zügig erledigt werden. An der Puente des Incas mache ich mit Lizzy einen Rundgang und schiesse weitere Fotos.

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Die Talfahrt auf dem Paso Sistema Christo Redentor ähnelt französischen Alpenpässen im Sommer.

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Die schönen Eindrücke lassen mich die Mühen der Vorbereitung für den Länderwechsel vergesssen. In Uspallata führt mich das GPS auf den Kiesbelag der RP13.

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Der Canjon erinnert mich an das Pariah Valley in den Escalante Staircase im US-Staat Utah. Der Unterschied besteht in den Farben der Felswände. In Nordamerika sind die Straßen und Berge aus rotem Sand beziehungsweise Sandstein. Hier sind die Wege granitgrau, die Felswände weniger hoch dafür mehrfarbig.

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Am Cerro Siete Colores treffe ich Sigo und Hilu bei ihrem „Bummel mit Pummel“. Sie laden mich ein, den Übernachtungsplatz mit ihnen zu teilen. Ich hätte das Angebot annehmen sollen. Aber ich will weiter zum Parque Suizo in Mendoza. Mit Sigo unterhalte ich mich noch über die weiterführende Strecke. Er hat schon ansatzweise von dem Trail gehört, aber man hat ihm abgeraten, mit seinem großen Fahrzeug diese Herausforderung anzunehmen. Mit einem kleineren Fahrzeug sollte es aber möglich sein.

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Nach einigen Kilometern steigt die Naturstraße in die Berge. Bald schalte ich in die Untersetzung und dann nehme ich auch die Hinterachs-Differenzialsperre zu Hilfe. Solange ich Fahrzeugspuren vor mir habe, funktioniert alles reibungslos.

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Irgendwann gibt es aber keine Fahrrillen mehr und ich bin auf Informationen der Navigationsapp und meinen Instinkt angewiesen.

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Beides klappt allerdings nicht so richtig. Ich treffe auf Fahrspuren, die eindeutig von Quads oder Enduros angelegt wurden. Ich folge diesen, dann werden diese zum Wanderpfad. Da sich die Geländeneigung in erträglichen Grenzen hält, behalte ich die Richtung bei.

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Dann meldet sich mein „kleiner Mann im Ohr“: Karlheinz die bist zwar mutig, aber an der Grenze angelangt, wo Mut zur Dummheit wird. Diese Warnung nehme ich ernst und mogle mich rückwärts aus diesem Gelände, um an geeigneter Stelle zu wenden und den Weg zurückzufahren. Auf dem kleinen Plateau eines kegelförmigen Berges sehe ich den Trail, den ich vorher nicht finden konnte. Hier gilt es eine Entscheidung zu fällen. Fahre ich zurück Richtung Uspaillata oder folge ich dem wieder gefundenen Weg. Wo ich ursprünglich herkomme, baut sich ein Gewitter auf. So entscheide ich mich gegen diese Richtung, unterstützt von der Tatsache das die weiterführende Strecke jetzt bergab führt. Bei Regen wären beide Wege schwer bis kaum befahrbar.

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Es geht durch ein trockenes Flussbett aber auch immer wieder über scharfkantige große Felsbrocken bergab. Die Geschwindigkeit liegt irgendwo zwischen fünf und zehn Stundenkilometern. Dann wird das Flussbett breiter – der Steueraufwand bleibt der Gleiche. Das Gelände öffnet sich und auf den Felswänden stehen Nachrichten und Posts, die ich nicht übersetzen kann. In einer Felsnische auf einem Absatz steht eine volle Flasche Vino Tinto. Eine Hommage an den Durchhalter? Ich weiß es nicht – und lass sie stehen. Dann sehe ich eine Art Naturstraße, die wieder ansteigt. Nach fünfzig Metern winkt mir ein Motocrosser, der sich vom Aufstieg erholt und – ich sehe den Abstieg. Serpentinen – eine an der anderen – die Straße nicht breiter wie zwei Meter. Ich sehe die nächsten drei Wenden, über und über mit Felsbrocken durchsetzt und tief ausgefahrene Fahrspuren. Ich hoffe, daß die nachfolgenden Kehren besser aussehen, denn S’Gritli knarrt und giert, macht Geräusche, die ich vorher nie gehört habe. Die Vino Tinto Zieltrophäe kam wohl zwei Stunden zu früh. Ich habe die Serpentinenstrecke hinter mir und durchfahre ein Flussbett, das zwar flacher ist, aber die Oberfläche ist ähnlich beschaffen.

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Nachdem ich auch da durch bin, folgt ein gewellter Feldweg, Die Wellen liegen etwa vier Meter auseinander. Bei einer der letzten ertönt ein mächtiger Knall. Das Geräusch lässt mir die Haare zu Berge stehen. Lizzy ist aufgeschreckt in die Höhe gesprungen. Ich schau sie an: „Lizzy, jetzt ist der Rahmen gebrochen“. Ich bringe den Mut nicht auf auszusteigen und nachzusehen. Ich sitze das aus. Ausserdem ist es bereits dunkel. Seit einer Viertelstunde sehen wir das Lichtermeer Mendozas. Auf den Schunkelweg folgt eine Baustellen-Umleitung. Der Text des Baustellenschildes trifft mich ins Herz:
„Desvio por la construccion de la nueva RP13“. Ich mag es nicht übersetzen. Nun noch durch Mendozas Randgebiete mit Kurs auf El Challao, dann sind wir am Parque Suizo, unserem heutigen Tagesziel. Der Höllenritt dauerte etwa sieben Stunden ab Uspallata. Heute gibt’s Gestriges aufgewärmt. Lizzy belohne ich mit den zwei Schnitzeln – ich nehme die Nudeln mit Maggi-Bratensauce. Lizzy kriegt noch ein bisschen Freilauf – ich, einen Cuba Libre. Alles andere sehen wir morgen.

Samstag 03.03.2018 Camping Parque Suizo in Mendoza/ Argentinien

Gestern habe ich nur die notwendigsten Aufbauarbeiten erledigt, da ich mir vorgenommen hatte, heute bei Walmart einzukaufen. Ich fahre vorsichtig und langsam zum acht Kilometer entfernten Supermarkt. Auch auf ebener Straße sehe ich im Rückspiegel die Kabine auf- und abschwingen. Zurück von den Einkäufen lege ich mich zuerst unters Fahrzeug.

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Die beiden Längsholme des Leiterrahmes sind hinter der Fahrerkabine angebrochen. Ein Wahnsinn! Man kann das schweißen, aber wird der TÜV in Deutschland das abnehmen? Egal – es ist die einzige Lösung. Ich versorge gerade im Gritli meine Einkäufe als ich draußen Lachen und Schwyzerdüütsch vernehme. Nun, zum vierten Mal, treffe ich mit Myrta und Ueli zusammen. Sie waren bereits in Ushaya und sind wieder nordwärts unterwegs. Sie wollen im Juni Brasiliens Pantanal bereisen. Da Ueli ein Rinderstück braten will, heizt er den Grill an, welchen wir uns zu zweit teilen. Gut für mich, da ich später meine Steaks auch auflegen kann. Lizzy verlebt also einen Traumabend und wir schwelgen in Erinnerungen.

Sonntag 04.03.2018 Camping Parque Suizo in Mendoza/ Argentinien

Auch heute unternehme ich nichts Gravierendes gegen meinen Rahmenschaden. Allerdings gibt mir der Platzinhaber die Adresse eines Blattfeder-Spezialisten in Mendoza. Ich werde Elasticos-Cuyo morgen aufsuchen, aber dazu werde ich die Kabine absatteln, da ich befürchte, daß mir sonst noch Schlimmeres passiert.
Heute Nachmittag grillt Ueli ein 1.5 Kilo schweres Rinderfilet. Ich bereite den Tomatensalat zu und spendiere den Rotwein. Vom Braten schaffen wir gerade mal die Hälfte – ein Riesenteil!

Montag 05.03.2018 Camping Parque Suizo in Mendoza/ Argentinien

Nach etwas Suchen finde ich die Firma Elasticos-Cuyo. Allerdings führen sie keine Schweißarbeiten am Chassis durch. Man gibt mir aber eine Adresse und eine Wegbeschreibung. Kurz vor zwölf fahre ich bei Servicio 4×4 auf den Hof. Fünf Minuten später kommt der Chef Señor Juan Rodriguez, der sich den Schaden anschaut und die Reparatur mit seinen Leuten ausführen will. Der Preis ist okay und die Dauer der Reparatur hält sich mit zwei Tagen in Grenzen. Schon morgen, kann ich den Pickup vorbeibringen. Bevor ich gehe, betone ich nochmals wie wichtig mir eine präzise Ausführung ist. Señor Rodriguez nickt gelassen, was ich als gutes Zeichen nehme. Nach meiner Rückkehr im Parque Suizo räume ich den ganzen Inhalt der Fahrer- unter die Wohn-Kabine, fege aus und putze die, von innen verschmierten Scheiben.
Bei Ueli und Myrta ist heute Reste essen angesagt, was man bei einem Rinderfilet sicherlich verschmerzen kann. Bei mir gibts Hotdogs mit Baguette-Brötchen und Salzburger Würstchen. Auch die wählerische Lizzy kommt nicht zu kurz.

Dienstag 06.03.2018 Camping Parque Suizo in Mendoza/ Argentinien

Um neun gebe ich meinen Schlüssel und den Pickup bei einem Angestellten von Servicio 4×4 in die Obhut. Dann suche ich mir ein Taxi. Das ist nicht ganz einfach, da sämtliche Taxis anscheinend mit Kollektivauftrag unterwegs sind und nur ihre Stammkundschaft mitnehmen. Ich gehe eine halbe Stunde bis zur Avenida San Martin, wo man angeblich leichter ein Individual-Taxi finden kann. Das klappt auch, aber ich bin erst um Viertel nach zehn zurück am Platz und Myrta und Ueli sind leider schon abgefahren. Lizzy pennt in der Kabine. Ich schicke den beiden eine Dankeschön-Email dafür, dass sie auf Lizzy aufgepasst haben und wünsche ihnen eine schöne Weiterreise. Der Nachmittag vergeht mit dem Schreiben dieses Blogs. Zum Abendessen lassen sich Lizzy und ich eine gute Spaghetti-Bolognese schmecken.

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