Castillo de Altura San Juan und Vulkan Chimborazo/ Ecuador

Mittwoch 07.09.2017 Castillo de Altura San Juan

Um halb acht bin ich aufgestanden. Heute gibts Toast zum Frühstück. Gegen zehn kommt Juan-Elias und fragt mich, ob ich für unsere Wanderung bereit bin. Ich packe gerade meinen kleinen Rucksack ?: warmer Pulli, Veste, Regenjacke und Trinkflasche.
Auch Juan Senior schaut vorbei. Juan-Elias lenkt den Wagen seines Vaters. Die Fahrt zum Naturpark ist kurzweilig. Immer wieder sieht man die Zuckerhutspitze des Chimborazo.



An den Hängen tummeln sich freilebende Vicunas; eine Gruppe Alpacas wird allerdings in einem Zaun gehalten. Am Tor zum Naturpark steigen wir aus und gehen in das Empfangshäuschen, wo man unsere Namen und Passnummern notiert. In einem angrenzenden Gebäude stellen Indigenas selbstgestrickte Schals, Handschuhe, Mützen und Pullover aus. Ich kaufe mir eine Strickmütze aus Alpaca-Wolle für 10$ – der Betrag kommt der indigenen Gemeinde zugute. Dann fahren wir mit dem Auto zur Carrel-Hütte auf 4800müM.



Diese ist modern eingerichtet. Den Bergwanderern steht ein grosser und ein kleiner Schlafsaal zur Verfügung. Natürlich gibt es eine Hütten-Küche, sowie Toiletten und Dusche. Wir ziehen uns die warme Kleidung an, legen einen 100er Sunblocker auf und machen uns auf den Weg, die restlichen 900m bis zur Wymper-Hütte auf 5040m zu bewältigen. Der hohe Sonnenschutzfaktor ist nötig, weil der UV-Index 16, ein 4-Faches des europäischen Durchschnittswerts beträgt.
Eigentlich ist es nur ein Katzensprung, aber die dünne Luft lässt einem gleich spüren, wenn man die Sache zu schnell angeht. Gruppen, die auf 5700müM aufsteigen, müssen zuvor 3 Tage auf der Wymper-Hütte zur Akklimatisierung bleiben.










Die ganze Tour, welche nur mit Führer und Vollverpflegung angeboten wird, kostet 400$. Ich gönne mir nur einen Kakao und ein Schokoladendonut. Man könnte sich auch einen Coca-Tee aufbrühen lassen. Nach einer Stunde steigen wir den gleichen Weg wieder hinunter – das ist weniger anstrengend. Wir haben sehr großes Glück mit dem schönen Wetter – es war ein rundum gelungenes Erlebnis. Zurück an der Finca Castillo de Altura lädt mich Juan zum Essen ein. Es gibt Thunfisch-Pasta und Bier. In launiger Runde stossen wir auf unsere Freundschaft an. Er und sein Sohn sind über die Maßen hilfsbereit und gastfreundlich, wie ich es bisher auf der ganzen Reise noch nicht erlebt habe. Auch Guillermo und seine Frau, die den Bauernhof mit Kühen, Pferden, Gänsen und Hunden bewirtschaften, sind sehr zuvorkommend. Später mache ich noch einen Spaziergang mit Lizzy zum nahegelegenen Rio. Die großen Kühe und Schafe sind ihr aber nicht ganz geheuer.

Donnerstag 08.09.2017 Castillo de Altura San Juan

Erst um acht komme ich aus den Federn. Lizzy schläft noch. Heute will ich mir ein Brot backen. Außerdem fang ich schon im Nachmittag an, das Gemüse für mein Abendessen zu rüsten. Am Vormittag gehe ich mit Lizzy bis zum Rand des Flusses.






Sie ist wieder recht nervös bei der Begegnung mit den Kühen und Schafen, auch wenn die hinter einem Zaun versorgt sind. Unten am Fluss treffen wir eine Indigena, die von der Feldarbeit nach Hause läuft. Nach dem Buenos Dias fragt sie auch gleich nach dem „Woher und Wohin“, ob ich spazieren gehe und warum ich denn alleine unterwegs wäre, ob ich denn keine Frau hätte. Erst denke ich: „Die ist aber ziemlich neugierig“, aber dann geht mir auf, dass es einem Touristen bei der Begegnung mit einer Bäuerin im Schwarzwald auch nicht anders ergehen würde. Am späteren Nachmittag schaut Juan am Gritli vorbei und entschuldigt sich, dass er heute in der Stadt zu tun hatte und ob ich alles hätte, was ich benötige. Er hat mir französisches Brot vom Bäcker mitgebracht. Nein, nein – das müsste ich nicht bezahlen. Am Abend kommt er dann mit Juan-Elias vorbei und bringt mir Obst. Juan sagt mir, dass sie noch nicht wüssten, ob sie morgen zu meiner Abreise zurück sein können, da sie das Wochenende normalerweise mit der ganzen Familie in Riobamba verbringen. Ich sage ihm, dass das für mich kein Problem ist, aber er soll mir doch bitte noch die Rechnung für die Übernachtungen machen. Entrüstet sagt er, aber wir wären doch jetzt Freunde und von Freunden würde er kein Geld annehmen. Die Beiden nehmen mich in den Arm und klopfen mir auf den Rücken. Ich bin total gerührt und weiß nichts zu erwidern. Was für bescheidene und großzügige Menschen!

4 Gedanken zu „Castillo de Altura San Juan und Vulkan Chimborazo/ Ecuador“

  1. Hallo Kalle.
    Gerade lese ich deine neuesten Einträge. Dank dir dafür!
    Es ist wirklich sehr besonders, was für freundliche und immer wieder selbstlose Menschen du bisher auf deiner Reise getroffen hast!
    Dass das so weitergeht und dass du weiterhin solch unglaubliche Aussichten genießen wirst, das wünschen Mutti und ich dir von Herzen.
    Lizzy war wohl nicht mit von der Partie bei der Vulcano-Tour? Was macht sie dann alleine?
    Lueg zu dr. Alle Liebi vo deheim. M+M+W

    1. Hallo Moni.
      Lizzy konnte ich leider auf den Chimborazo-Hike nicht mitnehmen: „Mascotas prohibido“. Aber sie hatte ja Gesellschaft von den Hofhunden, deren Kontakt sie auch immer wieder sucht. An der langen Leine hat sie uns dann freundlich begrüßt. Für die Familie Castillo hat Gastfreundschaft einen hohen Wert. Eine ganz besondere Begegnung!

  2. Lieber Kalle,
    wir grüßen dich dich ganz herzlich aus Deutschland. Nun sind wir tatsächlich schon 4 Monate wieder zu Hause und es gab so manche Aufregung hier. Oft denken wir an unsere einjährige Reise und an die netten Begegnungen mit dir und den vielen netten Abende. Nun verfolgen wir deine Reise und finden es wahnsinng wie du das alles meisterst. Als wir gelesen haben, dass du nun zum „Hund“ gekommen bist, mussten wir lachen. Wir können uns an die Diskussionen darum erinnern. Pass auf dich auf und wir würden uns freuen von dir zu hören. Aber eigentlich wollen wir uns irgendwann irgendwo wiedersehen. Liebe Grüße von Manuela und Wolf und natürlich Nera, die dich ja sehr ins Herz geschlossen hatte.

    1. Hallo Manuela und Wolf.
      Wow – das ist fast etwas Zuviel der Ehre. Lizzy unterstützt mich ja! Nein – im Ernst. Die Ereignisse in Kolumbien haben mich schon etwas beeindruckt. Aber am Ende wird alles gut …
      Mal schauen, was Lizzys Einwanderung noch für bürokratische Überraschungen bringt. Aber auch das schaffen wir! Ja, ihr fehlt mir auch. Lasst uns ein Treffen in 2019 planen, mit Lagerfeuer, Grillfleisch und Flor de Caña. Drückt die liebe Nera von mir.

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