Nick’s Hostal Sierraventura Taganga, Camping Casagrande Mata de Platano, Zaino/ Colombia

Dienstag Morgen, 30.05.2017 Nick’s Hostal Sierraventura Taganga
Dienstag Abend, 30.05.2017 Camping Casagrande Mata de Platano

Um halb sieben ist Nick mit seinen 3 französischen Gästen abfahrtbereit.




Sie wollen zum Punta Gallinas. Unterwegs werden sie die Sierra durchqueren. Er schreibt Josée später, daß die Straßen gut befahrbar sind und wir sollten unbedingt diese Tour auch machen. Das haben wir auch vor, aber unser heutiges Endziel ist der Campingplatz Casagranda. Er ist der einzige von insgesamt 4 Plätzen, der Mascotas(Haustiere) erlaubt. Zuvor fahren wir aber in Santa Marta zum Exito Supermercado um unsere Vorräte aufzufüllen. Josée und ich machen die Einkäufe, Joe bleibt mit Lizzy bei den Fahrzeugen. Der Platz ist von schmucken Securities in Phantasieunform bewacht. Diese schauen nicht nur nach dem Rechten, sondern schieben auch leere Einkaufswagen an den Eingang zurück. Nach dem Einkaufen können wir uns noch am Cajero Automatico mit kolumbianischen Pesos versorgen. Meine deutsche Visakarte funktioniert nicht mehr. Nachdem wir an der Puma-Station beide Fahrzeuge betankt haben, fahren wir durch die hügelige Landschaft zu unserem heutigen Tagesziel Camping Casagrande bei Zaino. Dort angekommen, ist mir sofort klar, daß ich hier mehrere Tage verbringen möchte. Schön, daß das auch der Wunsch von Joe und Josée ist. Wir stehen 30 Meter vom Strand entfernt in unverbaubarer Lage. Die weißgischtende Brandung ist famos. Unsere Fahrzeuge stehen zwischen Cocospalmen und „Grapetrees“.







Zum Restaurant und den Restrooms sind es nur ein paar Schritte. Wir trinken noch ein Bier zusammen und versorgen uns selbst mit dem heutigen Abendessen. Da sich Lizzy an diesem Strand schnell zuhause fühlt, lasse ich sie die Nacht im Freien verbringen. Sie platziert sich zwischen den beiden Fahrzeugen und schläft friedlich. Heute hat sie sich im Auto vorbildlich verhalten. Sie hat ihren Platz hinter dem Fahrersitz in die Mitte verlegt. Hier legt sie ihre Schnauze unter meine Achsel und kommt so in den abgemilderten Genuss der Air-Condition.

Mittwoch, 31.05.2017 Camping Casagrande Mata de Platano

Heute Morgen bestätigt sich der Ersteindruck von gestern. Was für ein schöner Platz!
Ich habe mir gestern bei Exito eine kleine Frühstücksei-Pfanne besorgt, die ich heute natürlich testen will. Die „Sunnyside-Ups“ gelingen auch hervorragend und zusammen mit dem französischen Baguette schmecken sie ausgezeichnet. Heute wird gechilled- also Hängematte zwischen die Palmen gespannt und mit dem E-Book ein neues Buch angefangen. Irgendwie lenkt mich die rauschende Brandung immer wieder vom Lesen ab. Da sehe ich ein Schild mit der Aufschrift „Clase de Surf“. Josée sagt mir, daß dies Surf-Lektion bedeutet. An der Rezeption erfahre ich, daß Monica, die Surflehrerin am Platz sei. Ich suche sie auf und erfahre, daß ich um halb drei zum günstigen Preis von 80000 Pesos(30€) meine erste „Lektion“ in einer Doppelstunde erteilt bekomme. Ich bekomme ein rotes Surf-Shirt in der Größe M.




Das macht mich übermütig. Ich bitte Josée um ein Foto mit meinem IPhone für den Blog. Als ich es später nochmal betrachte, bemerke ich, daß ich wohl eine gewisse Vorahnung hatte. Mein Lächeln wirkt etwas zerknirscht. Zusammen mit Monica, welche ein kurzes Softboard trägt, schleppe ich mein schönes Anfänger-Longboard einen Kilometer über den Strand, um an der Flussmündung meine Theorieeinweisung zu bekommen. Natürlich beginnt dies mit Aufwärmübungen(bei 30°C). Danach kommt das Verhalten auf dem Board zur Sprache. Wichtig sind hier Schwerpunkt und Mittellage finden, paddeln bei vorgespanntem Oberkörper, bei abgedrücktem Oberkörper aufstehen(versuchen), den hinteren Standfuß zuerst oder mit beiden direkt im Sprung zum Stehen zu kommen. Hört sich einfach an, führt aber zu unzähligen, unfreiwilligen Badeeinlagen. Als die Theorie abgeschlossen ist, will Monica mit mir den Ernstfall proben. Wir gehen über den Strand und schon sind wir an der tosenden Brandung. Nun wollen wir nur noch das Wellenfenster abwarten, welches uns erlaubt eine „ruhige“ Phase zum Einstieg zu finden. Das Ziel ist es mit dem Board in die Wasserfläche hinter den Wellen zu gelangen. Monica läßt mir den Vortritt. Natürlich nur um mir Anleitungen zuzuschreien. Ich halte das Board flach über dem Kopf und soll einfach durchs Wasser rennen bis sie mir zuruft: „Jump“. Als ich das höre, habe ich die erste Ladung Salzwasser schon in der Nase und im Mund. Auch das Auspressen des Wassers durch die Nase funktioniert nicht wie gewünscht, aber ich laufe weiter und erhalte die zweite Ladung mit der zweiten Welle. Husten nutzt auch nichts – Monica schreit: „Enter the Board“. Als ich oben bin, wirft mich die 3. Welle ab. Alles dreht sich, wie in einer großen Waschmaschine. – Ich glaube, es ist grad Spülgang, denn über mir sehe ich nur Schaum, bis mich dann mein gelbes Longboard überholt. Da fällt mir ein, daß ich das ja eigentlich kontrolliert in Strandrichtung halten sollte, um Schäden zu vermeiden. Vielleicht sollte ich aber dazu zuerst mal auftauchen.



Als ich wieder den Himmel sehe, hält mir meine Surflehrerin das Brett schon entgegen. Anscheinend gibt es hinter mir noch mehr Wellen. Wir sollten den Versuch abbrechen, meinte sie, aber auch das müßte schnell gehen. Ich werde noch zweimal durchgeschüttelt, aber ich erreiche schnäuzend und spuckend den Strand. Nach einiger Zeit spricht Monica(irgendwie weit entfernt?!) von einem zweiten Versuch. Ich glaube an einen Witz und mir gelingt zwischen dem Schnäuzen ein Lachen. Es war kein Witz und sie gibt sich auch nicht mit einem „vielleicht morgen“ zufrieden. Sie will von mir hören: „Yes! Let’s Go“. Ich soll meinen Puls und meine Atmung kontrollieren und das Startzeichen geben. Wir machen den zweiten Versuch und mit aller Anstrengung komme ich in ruhigeres Wasser. Monica ist es nicht ruhig genug. Das bedeutet Paddeln. Ich bin total fertig und kann mir nicht vorstellen, wie ich heute noch auf meinem Surfboard steigen könnte. Das sieht sie, glaube ich, ein. Nun spricht sie von einer schnellen Ausfahrt. Kein Brett ersteigen, einfach nur eine Welle erpaddeln und die Arme durchdrücken und über den Kamm gleiten. Über den Kamm komme ich, aber dann drückt es die Nase des Boards unter Wasser – ich glaube, nun ist der Schleudergang angesagt. Nochmals ersteige ich das Board und nochmal werde ich durchgewürfelt. Endlich erreiche ich den Strand – Monicas Fragen zu beantworten, verschiebe ich auf später. Abends haben Joe und Josée in ihrem Dutch Pot Koteletts mit Reis zubereitet.

Es war sehr gut, benötigt aber einige Garzeit auf dem Feuer, welche den Appetit erst richtig anregte.

Donnerstag, 01.06.2017 Camping Casagrande Mata de Platano

Über Nacht habe ich Schmerzen im Brustbein. Ich habe das gestern schon auf dem Surfboard gespürt. Irgendwie steht der Mittelknochen unnatürlich über die unteren Rippenbogen vor. Es fühlt sich an wie eine Prellung. Ich entscheide mich heute auf eine Fortsetzung des Kurses zu verzichten. Als Monica mittags vorbeikommt, rät sie mir, den Nachmittag zu „Chillen“ – eines ihrer Lieblingswörter; obwohl sie immer in Bewegung ist. Der Nachmittag vergeht mit einem guten Buch im Flug. Für heute Abend habe ich mit den Parsons abgemacht, daß ich ein Chicken Curry mit Reis zubereite; Josée bereitet einen leckeren Salat zu. Elias, der sechsjährige Sohn von Laura, aus Berlin kommt gerne zu einem Snack vorbei. Er fragt auch offen nach einem Nachschlag. Gerne haben wir ihm schon am Nachmittag ein paar Kekse abgegeben. Elias ist aufgeweckter Junge und vergißt vor lauter Aufregung beim Erzählen seiner Geschichten das Luftholen. Aber er ist zum Knuddeln und hat die Herzen von uns Campern im Nu erobert. Joe hat „Rücken“ und zieht sich früh zurück. Josée und ich sitzen noch eine Weile draußen, bevor wir uns an das Wegräumen des Geschirrs machen. Das Essen und das kühle Bier war gut, sodaß auch wir uns zufrieden zur Ruhe begeben.

Freitag, 02.06.2017 Camping Casagrande Mata de Platano

Als ich am Morgen beim Kaffeekochen bin, drückt Elias schon seine Nase an mein Moskitogitter(hier allerdings Lizzy)

In der ersten Stunde brauche ich aber noch etwas Ruhe und bitte ihn in einer halben Stunde nochmals vorbeizukommen. Ich habe mir Rührei mit Tomaten und Zwiebeln zubereitet. Eine Hälfte mache ich Lizzy, meiner Perita(Hündchen) in den Freßnapf. Als ich aufgegessen habe, kommt Elias zurück. Jetzt darf er herein kommen und erhält einen Teller Cornflakes mit Milch und Nesquik. Laura holt ihn dann zum eigentlichen Frühstück ab – mittlerweile weiß sie schon, wo sie suchen muß. Josée und ich erledigen den Abwasch des Geschirrs von gestern Abend gemeinsam am Waschhäuschen. Später fülle ich mit den Faltkanistern 20 Liter Frischwasser in meinen Bodentank. In der Coolfreeze ist eine Colaflasche umgekippt. Ich nehme alle Lebensmittel heraus und wasche die Box gründlich aus. Nachmittags lege ich mich wieder mit meinem EBook in die Hängematte. Abends grillt Joe unseren gemeinsamen Würstchen auf dem Campfire. Josée macht einen Cabbage. Die Zutaten sind Rotkohl, Zwiebel und Karotten mit viel Knoblauch und Olivenöl. Ich steuere einen Nudelsalat mit Schinken und Zwiebeln bei. Wieder folgt ein gemütlicher Abend mit guten Gesprächen.

Samstag, 03.06.2017 Camping Casagrande Mata de Platano

Lizzy hat heute Nacht im Gritli übernachtet und meldet sich pünktlich um sechs. Gut, daß sie ihr Bedürfnis ankündigt und nicht drinnen erledigt. Nach dem Frühstück mache ich einen langen Strandspaziergang. Joe hat mir gestern von einem großen, schönen Hotel erzählt, das am Nachbarstrand liegen soll. Ich mache ein paar Fotos und genieße das Spiel der Wellen.





Zurück am Gritli lege ich mich in die Hängematte und lese weiter in meinem Buch, welches die Tageseinträge der Atlantiküberquerung eines Ehepaares aus Bremerhaven wiedergibt. Sie haben einiges erlebt und besonders der Aspekt auf hoher See den Naturgewalten ausgeliefert Popp zu sein, nötigt mir großen Respekt ab. Wir Overlander können eben immer wieder um die Hilfe Dritter bitten und Reparaturfremdleistungen in Anspruch nehmen. Einen Doktor aufzusuchen stellt für uns kein Problem dar. Diese mutigen Menschen geben sich voll und ganz in die Hand einer höheren Macht. Da heute nichts Besonderes anliegt, ist auch Zeit für ein Nachmittags-Nickerchen. Chantal ist Österreicherin und voluntiert als Assistentin von Monica, der Surflehrerin. Ich treffe sie auf dem Weg zum Restaurant. Sie fragt mich, ob ich denn nochmal eine Unterrichtseinheit nehmen wolle; ich sage für morgen um 08:30 zu. Nach dem Abwasch des Geschirrs von gestern, mache ich mich an das Zubereiten meines Abendessens.

Sonntag, 04.06.2017 Camping Casagrande Mata de Platano

Heute ist der Tag der zweiten Clase de Surf. Etwas nervös bin ich schon – heute will ich zum ersten Mal das Brett ersteigen um tatsächlich zu surfen. An der Flußmündung üben wir dies noch mal intensiv und es klappt schon sehr gut. Nochmals suche ich meine ideale Lage auf dem Brett. Das Brustbein schmerzt immer noch, wie nach einer Prellung. Es gilt das Kreuz mehr durchzudrücken und mit den Beckenknochen aufzuliegen. Monica will jetzt Taten sehen und meint, ich wüßte Bescheid über das was ich wissen müßte. Heute Morgen habe ich ausgiebig gestreched. Dies kommt mir beim Paddeln zugute. Mit einiger Anstrengung erreichen wir die Warteposition, wo wir die richtige Welle aussuchen. Monica gibt mir ein lautes Startzeichen. Wie sie mir geraten hat, ziehe ich die ersten vier Züge voll durch und erreiche tatsächlich den Kamm. Das Adrenalin hilft mir das Board zu ersteigen. In kniender Haltung und mit flügelgleichen Armen gelingen mir die ersten 10 gesurften Meter meines Lebens. Wow! – dann folgt der Waschgang. Aber diesmal bin ich vorbereitet. Unter Wasser nehme ich die Arme über den Kopf, um mich vor dem Board zu schützen. Der folgende Ausritt zum Strand klappt ohne Probleme. Am Stand erwartet mich Monimox mit einem „give me Five“. Wir probieren noch einen Durchgang. Monimox empfiehlt mir im Zweifelsfall mit durchgedrückten Armen, auf dem Brett liegend, auszufahren. In der heutigen Vorbereitung hatte sie mir geraten, die Nase des Bretts mit Kniedruck aus dem Wasser zu halten. Ein irres Gefühl sich von den Wellen auf den Strand schieben zu lassen. Somit ist die zweite Lektion abgeschlossen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden mir helfen, bei den nächsten Versuchen weitere Fortschritte zu machen. Zurück am Gritli mache ich mir ein kräftiges Sandwich und gönne mir ein dunkles Club Colombia. Am Nachmittag surft Monica am Strand vor dem Restaurant mit ihren Kollegen. Die lassen es so richtig krachen.




Die Wellen sind hier bedeutend stärker, vielleicht sogar gefährlich. Aber mit ihrer Erfahrung meistern sie den einen oder anderen Ritt. Abends gehen wir zu unserem Abschiedsessen ins Restaurant. Es gibt sehr guten frittierten Fisch mit Reis und Salat – auch für die kleine Lizzy fällt etwas ab.

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