Hotel Oberland La Paz, Hostal Las Lilas in Cochabamba, Hostal 24. Septiembre in Ichilo, Campingplatz Jaguar Azul in Samaipata, bei Inge und Werner in Samaipata, Landhaus El Fuerte in Santa Cruz de la Sierra

Freitag 24.11.2017 Hotel Oberland in La Paz

Viertel nach neun kommt Gert, um mich zu der Stadttour abzuholen. An der nahegelegenen Straße nehmen wir uns ein Taxi zu unserer ersten Seilbahnstation. Gegenüber befindet sich ein kleines Kriegsmuseum im Freien. Es erinnert an den Krieg gegen Paraquay im Chaca. Wir „überfliegen“ das „Dichter- und Denkerviertel“, wo Gert zu Beginn seiner Ankunft in Boliviens Hauptstadt gelebt hat und heute gerne an diese Zeit zurückdenkt.






An der Bergstation angekommen, gehen wir um das Gebäude. Von einem Gehweg vor den anliegenden Häuser haben wir einen Ausblick über das ganze im Tal liegende La Paz. Gert erzählt von seiner Zeit im Dichter- und Denkerviertel, einem kleinen La Boheme. Die damals angesagte Diskothek hatte er mir schon von der Seilbahn aus gezeigt. Vor dreißig Jahren war hier richtig was los. Er kann sich vorstellen, dahin zurückzukehren, da es sich anscheinend kaum verändert hat. Weiter geht es mit der grünen Bahn. Sie bringt uns nach El Alto, dem größten Stadtviertel von La Paz. Hier wächst neuer Reichtum. Die geschäftstüchtigen Händler haben sich ihre postmodernen Denkmäler gesetzt.







Nach 2 weiteren Bahnen landen wir in der Nähe des Regierungspalastes.



Der alte gliedert sich noch schön ins Stadtbild ein, aber Evo Morales Wolkenkratzer überragt und bedrückt alles. Bald wird er per Bundesgerichtshofs eine Ausnahme zur Wiederwahl durchsetzen. Vom Regierungsplatz geht es weiter zum „Witches Market“. Die(der) bolivianische Hexe(r) kauft hier die Utensilien für die tägliche Arbeit ein. Hier findet sich manches Pülverchen, aber auch individuell zusammengestellte Zauberteller zur Erfülllung des eigenen Seelenglücks. In einer entsprechenden Tienda findet man die ganze Bandbreite inklusiv Lama-Embryos, welche im Eckpfeiler jedes Neubaus Pachamama geopfert werden, um das Haus vor Schaden zu bewahren. Für mich ist das alles sehr fremd und ich dränge Gert nun den englischen Pub für ein Schlussbier und Fish‘ n Chips aufzusuchen. Erst kurz vor neun sind wir mit dem Collectivo zurück am Oberland. Insgesamt waren wir neun Stunden unterwegs – total interessant – danke Gert – aber auch kräfteraubend. Lizzy ist ziemlich sauer, aber nach einem feinen Futter und dem nötigen Auslauf beruhigt sie sich bald wieder.

Samstag Morgen 25.11.2017 Hotel Oberland in La Paz
Samstag Abend 25.11.2017 Hostal Las Lilas in Cochabamba

Mein heutiges Tagesziel ist Cochabamba. Schon gleich nach dem Hotel Oberland geht es steil in die Berge auf der RN1 über El Alto und Caracollo später weiter auf der RN4 über Leque Palca, San Sebastian, Challa Grande, Itapaya und schließlich Quillacollo einer Vorstadt von Cochabamba, wo ich mich in einem Supermarkt mit Lebensmittel eindecke und an einer Tankstelle ohne Probleme meinen Tank füllen kann. Das Hostal Las Lilas, welches ich ausgesucht habe, liegt in einem Viertel mit gehobener Wohnqualität. Mein Läuten an der Eingangsglocke wird nicht beantwortet, aber nach einem Rundgang finde ich das Einfahrtstor zum schönen Anwesen. Zögerlich öffne ich das Tor und sehe eine Dame mit Laptop an einem Campingtisch. Gerade will ich mein Spanisch sortieren, um mein Bleiben abzuklären, als ich Caro erkenne, die mir gleich ein freundliches Hallo entgegenwirft. Martin ist mit dem Landrover auf Probefahrt. Er mußte heute ein Teil der Steuerung ersetzen. Leider hatte der Autoteilehändler weitere benötigte Teile nicht am Lager – will diese aber nach Sucre nachschicken. Dorthin wollen sie dann morgen aufbrechen. Ich möchte mich hier sicher 2 Tage ausruhen und dann weiter Richtung Samaipata fahren, wo ich ja Werner und Inge besuchen will. Mit ihnen hatte ich in Rio Dulce/ Guatemala 2 schöne Tage verbracht und sie hatten mich anschließend eingeladen, sie auf ihrem neuerworbenen Land zu besuchen. Ich hatte sie wegen ihrer Adresse angeschrieben, aber leider noch keine Antwort erhalten.
Abends hatten Cara, Martin und ich nach einem feinen Essen noch einen kleinen Umtrunk. Morgen wollen sie ja schon nach Sucre weiter, um einen Spanischkurs zu belegen.

Sonntag 26.11.2017 Hostal Las Lilas in Cochabamba

Nachdem die Gufligers sich auf den Weg gemacht haben, erhalte ich dann doch die Nachricht von Werner. Vor lauter Vorbereitungen für das neue Grundstück ist er nicht zum Anschauen seiner Mails gekommen. Meine Nachfrage, ob ich nicht zu sehr störe, da die beiden doch sehr viel zu tun haben, wischt er vom Tisch und bittet mich, daß ich mich beim Eintreffen in Samaipata nochmal melde, damit mich Inge an der Plaza in Empfang nehmen kann. Das wird frühestens in 2 bis 3 Tagen sein.

Montag Morgen 27.11.2017 Hostal Las Lilas in Cochabamba
Montag Abend 27.11.2017 Hostal 24. Septiembre in Ichilo

Die Strecke führt mich heute auf der F4 in Richtung Samaipata. Die 660 km sind an einem Tag nicht zu schaffen, da die erste Hälfte kurvig und stark ansteigend ist. Gegen Abend fängt es an zu regen. Nach 290 Kilometern wähle ich ein Hostal in Ichilo als Übernachtungsplatz. Ich stehe im Innenhof des traurigen Anwesens und kann die kalte Dusche und die Toiletten benutzen. Das Wetter macht einen längeren Aufenthalt im Freien unmöglich, sodaß ich nach dem Abendessen den Tag mit meiner Lektüre beschliesse. Auch Lizzy zieht es nicht mehr raus. Der Rhythmus der aufschlagenden Regentropfen begleitet uns in den Schlaf.

Dienstag Morgen 28.11.2017 Hostal 24. Septiembre in Ichilo
Dienstag Abend 28.11.2017 Campingplatz Jaguar Azul in Samaipata

Um fünf Uhr stehen wir auf. Es regnet noch immer, aber es wird weniger. Um sieben Uhr, nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Als Ziel habe ich Samaipata eingegeben; jedoch habe ich die Strecke nicht auf der Karte kontrolliert. Aber das hätte mich auch nicht vor den folgenden Ereignissen bewahrt. Nach circa 30 km führt mich die Navigation von der Durchgangsstraße weg auf eine Naturstraße. Diese ist in schlechtem Zustand und zwingt mich Wasserlöchern und Matschtümpel auszuweichen. Das Durchschnittstempo liegt irgendwo bei 30 km/h. Es geht durch einige weit auseinander liegende Dörfer und irgendwann stehe ich vor einem reißenden Fluß, dem Rio Pirai.

Auf meiner Seite fließt das Wasser stetig aber an dem anderen, circa 100 m entfernt liegenden Ufer, sehe ich sich kräuselnde Wellen – ein Hinweis auf eine starke Strömung. Die Wassertiefe ist in der braunen Brühe nicht abzuschätzen und diese per Selbstversuch(durchwaten) in Erfahrung zu bringen, kann ich mir verkneifen. Also drehe ich um und wähle eine Straße, die parallel zum Pirai verläuft. Nach mehreren Kilometern kommt eine weitere Furt. Ich halte am sandigen Ufer und will schon zurücksetzen, als ich sehe, wie am anderen Ufer ein älterer Herr die Hosen hochkrempelt und das knietiefe Wasser durchquert. Als er bei mir ankommt, frage ich ihn nach der Straßenqualität auf der anderen Seite. Er rät mir ab die Furt zu durchqueren, da die weiterführende Naturstraße teilweise weggeschwemmt wurde. Ich nehme ihn mit zurück in das Dorf, welches ich vorher passiert habe. Er läßt mich am Haus seiner Tochter anhalten. Er erkundigt sich bei seinem Schwiegersohn nach einer Ausweich-Durchquerung des Pirai, aber dieser meint, die einzige Möglichkeit wäre gut 20 km zurückzufahren und die Richtung nach Santa Cruz einzuschlagen. Ich bedanke mich bei dem alten Herrn und er verabschiedet mich freundschaftlich, mir Glück wünschend. Das Navigationssystem zeigt mir schon die Überlandstraße F4 als plötzlich wieder der Pirai die Fahrt stoppt. Bagger und Lastwagen schaffen den angeschwemmten Kies aus der Furt. Nach einer halben Stunde starten zwei Pickups auf der anderen Seite zur Wasserdurchfahrt. Wenn die das schaffen … Also los! Fast hätte ich noch die falsche Uferauffahrt genommen. Das Wasser schwappt über meine Motorhaube – gut daß S’Gritli einen Schnorchel hat – ich nehme noch eine Kursänderung vor und komme sicher auf das Flussbord.

Die Fahrt nach Samaipata führt durch weitere Ortschaften. Die Infrastruktur wird touristischer. Der Chef eines Auto-Lavado weigert sich S’Gritli zu waschen – also fahre ich weiter. Die Straße in die Berge ist eine einzige Baustelle. Kurz vor Samaipata rufe ich Inge an. Sie ist eben vom Flughafen in Santa Cruz zurückgekehrt. Sie hatten die letzten Tage Besuch von einer Freundin aus Honduraz, welche heute abgereist ist. Ich möchte Werner und Inge heute nicht mehr aufsuchen und frage Inge nach einem Campingplatz – wir können uns dann morgen an der Plaza treffen. Sie empfiehlt mir den „Jaguar Azul“. Hier gibt es Strom und Dusche und Lizzy hat einen große Wiese für den abendlichen Auslauf. Morgen werde ich zuerst einmal S’Gritli waschen, bevor ich zum Treffen an die Plaza fahre.

Mittwoch Morgen 29.11.2017 Campingplatz Jaguar Azul in Samaipata
Mittwoch Abend 29.11.2017 bei Inge und Werner in Samaipata

Nach dem Frühstück fahre ich zum Autowaschen und Lebensmittel einkaufen. Für den Waschgang benötigt der Lavadero eine Stunde; Zeit genug um mit Lizzy auf der Veranda eines Hostals einen Café zu trinken. Anschließend nehme ich S’Gritli buzd und gschdrehlt in Empfang.

An der Plaza setze ich mich ins Café Zentral und checke meine Emails. Pünktlich um 11:00 Uhr erscheint Inge und begrüßt mich freundschaftlich. Sie muss noch bei ihrer Freundin vorbeischauen und kommt dann zurück zur Plaza. Ihr angemietetes Haus liegt in den Hügeln und wäre für mich schwierig zu finden gewesen. Werner ist bereits zu einem Treffen mit seinem Baumeister unterwegs. Eine Stunde später kann ich auch ihn begrüssen. Es ist ein gutes Gefühl bei Freunden unterzukommen. Lizzy und ich unternehmen währenddessen mit Inge und ihren Hunden Manso und Zimba einen ersten Spaziergang durch die Nachbarschaft.
Auch Werner begrüßt mich bei seiner Heimkehr herzlich und läßt sich meine heutigen Erlebnisse schildern. Inge lädt mich zu einem guten Mittagessen ein.

Anschließend sitzen wir lange beim Gespräch auf ihrer Terrasse und genießen die Aussicht auf die umliegenden Täler Samaipatas.

Donnerstag bis Sonntag 30.11. – 03.12.2017 bei Inge und Werner in Samaipata

In den folgenden Tagen nutze ich die Zeit, um den El Fuerte(Festung) de Samaipata zu erkunden. Der Begriff „Festung“ ist irreführend, da es sich bei El Fuerte um ein Ritual- und Verwaltungszentrum handelt.








Speziell an dieser Anlage ist das der erhabene Felskopf mit Shamanen-Nischen, Opfer-Blutrinnen und Kultornamenten ausgestattet ist. Hier wurde von den Inkas ein erheblicher steinhauerischer Aufwand betrieben, um den Fels in die Gesamtanlage zu integrieren. Um den El Fuerte sind grosse Flächen und Terrassen angelegt, welche der Versorgung der spirituellen Führer und ihres Anhanges dienten.
Im Städtchen kann ich auch meine gebrauchten Kleider waschen lassen.

Am Samstag begleite ich Werner zu einem befreundeten Ehepaar um Ziegelsteine und Tondachpfannen zum Anwesen zu bringen. Vier Fuhren und mancher Tropfen Schweiss sind nötig um die gesamte Ladung umzuquartieren. Aber es tut gut sich wieder mal körperlich zu verausgaben.

Montag Morgen 04.12.2017 bei Inge und Werner in Samaipata
Montag Abend 04.12.2017 Landhaus El Fuerte in Santa Cruz de la Sierra

Der Tag des Abschieds von meinen Freunden Inge und Werner ist gekommen. Lizzy macht morgens nochmals den gemeinsamen Hundespaziergang mit.

Meine Reisevorbereitungen sind abgeschlossen und nach einer letzten Umarmung der beiden mache ich mich auf den Weg nach Santa Cruz. Es geht die gleiche Straße zurück, wie ich hergekommen bin. Bald ist Santa Cruz erreicht und ich mache mich gleich auf die Suche nach der Universitäts-Tierfakultät. Das gestaltet sich aufgrund der Strassenführung nicht ganz einfach, da Maps.me nicht bei allen Straßen die aktuelle Fahrtrichtung gespeichert hat. Zuletzt bleibt mir nichts weiter übrig, als ein Taxi zu beauftragen, mir zur angegebenen Adresse vorauszufahren. Dort angekommen, kümmert man sich freundlich um mein Anliegen; der Laborant fährt sogar mit mir zum Veterinär, wo Lizzy ihre Blutprobe abgeben kann. Morgen soll das Ergebnis bereitliegen und Dr. Rojas wird übermorgen die Expertise erstellen, da er morgen einen Aussentermin hat.

Dienstag 05.12.2017 Landhaus El Fuerte in Santa Cruz de la Sierra

Heute suche ich zahlreiche Autoteilehändler auf, weil ich die Herculiner-Beschichtung für den Tischer-Kabinensockel besorgen will – leider bin ich erfolglos! Außerdem fülle ich meinen Tank, um für die Weiterreise nach Sucre optimal gerüstet zu sein. Zurück am Landhaus bietet sich ein Mitarbeiter der angeschlossenen Schlosserei an, die Beschichtung zu besorgen. Er wird morgen früh vor der Arbeit das Material abholen.

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